Philosophie der subjektorientierten Kommunikation

Kinder sind kleine Persönlichkeiten mit einem angeborenen und unverhandelbaren Recht auf Menschenwürde. Das ist eine zentrale Überzeugung hinter der subjektorientierten Kommunikation. Diese Überzeugung basiert auf nichts Geringerem als auf der UNO-Kinderrechtskonvention.

Das Recht auf Menschenwuerde

Menschenwürde umfasst das Recht, als Individuum mit allen Gedanken, Gefühlen, Bedürfnissen, Wünschen, Träumen etc. wahr- und ernstgenommen zu werden und die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Anders ausgedrückt: Kinder haben das Recht darauf, als einzigartiges Subjekt mit ihrer ganz eigenen inneren Realität gesehen und miteinbezogen, anstatt als Objekt fremdbestimmt und abgefertigt zu werden.

Kindern als Subjekt zu begegnen ist eine andere Bezeichnung dafür, Kindern das Recht auf Würde zuzugestehen.

Mit dieser Überzeugung distanziert sich die subjektorientierte Kommunikation von allen Erziehungsansätzen, die darauf abzielen, das Verhalten von Kindern durch äussere Anreize zu steuern und zu kontrollieren. Erziehungsmethoden wie Schimpfen, bewusstes Ignorieren, Drohen, Strafen oder Bestechen durch Belohnungen reduzieren Kinder auf ihr Verhalten, ohne nach den inneren, subjektiven Beweggründen zu fragen.

Kinder duerfen nicht auf das Verhalten reduziert werden

Die Bindungs- und Entwicklungsforschung zeigt eindeutig, dass solche Methoden der gesunden kognitiven, psychischen und sozialen Entwicklung schaden. Es tut Kinder nicht gut, wenn sie erleben, dass sie Liebe, Zuneigung und Wertschätzung vor allem oder in ganz besonderem Masse dann erhalten, wenn sie sich angepasst und gehorsam verhalten. Es tut Kindern nicht gut, wenn sie daran zweifeln müssen, grundsätzlich wertvoll und liebeswürdig zu sein. Diese Zweifel hemmen die kognitive Entwicklung und schaden der psychischen Gesundheit, denn sie sind der Nährboden für Minderwertigkeitskomplexe und Versagensängste. Das Recht auf Menschenwürde beinhaltet das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit. Deswegen sind solche Erziehungsmethoden mit dem Recht auf Menschenwürde und damit auch mit der subjektorientierten Kommunikation nicht vereinbar.

Trotz den eindeutigen Erkenntnissen der Wissenschaft, halten sich entwürdigende Erziehungsmethoden und Kommunikationsformen hartnäckig. Laut einer Studie der Stiftung «Kinderschutz Schweiz» erlebt ungefähr jedes vierte Kind in der Schweiz regelmässig psychische Gewalt, z.B. in Form von Beschimpfungen, Drohungen oder Liebes- und Aufmerksamkeitsentzug. Gleichzeitig sind viele Eltern offen für Hilfestellungen zum Thema gewaltlose Erziehung. Und genau solche Hilfestellungen geben die Strategien der subjektorientierten Kommunikation.

In der subjektorientierten Kommunikation geht es nicht um die Frage, wie wir Kinder effektiv zu angepasstem, bravem und letztlich unterwürfigem Verhalten konditionieren können. Stattdessen geht es um die Frage, wie wir mit Kindern auf eine Art und Weise kommunizieren können, die Kinder innerlich stärkt und die nährend für ihre gesunde kognitive, psychische und soziale Entwicklung ist.

Die ersten drei Jahre

Dabei sind die ersten drei Lebensjahre von besonderer Bedeutung. Denn die Erfahrungen in der frühsten Kindheit beeinflussen alle Aspekte der künftigen Entwicklung besonders stark und nachhaltig. Die Art und Weise, wie wir mit Babys umgehen und kommunizieren prägt nachhaltig das Bild, das sie von sich selbst, von ihren Mitmenschen und von der Welt entwickeln. Lernprobleme, psychische Störungen oder soziale Schwierigkeiten wurzeln oft in frühesten Kindheitserfahrungen. Deswegen ist eine einfühlsame, wertschätzende und stärkende (also eine subjektorientierte) Kommunikation von Anfang an das Wertvollste, was wir einem Baby schenken können. Sie ist ein Geschenk für das Hier und Jetzt, weil sie dem Baby das wohlige Gefühl gibt, verstanden, geliebt und gut umsorgt zu sein. Sie ist auch ein Geschenk an die Zukunft, weil sie das Baby innerlich stärkt und dadurch das Fundament für eine gesunde kognitive, psychische und soziale Entwicklung schafft.

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